Die Gothaer Liberalen fordern die Landesregierung auf, Lösungen zu entwickeln, um der Schrumpfung der Gesellschaft zu begegnen. "Zustandsbeschreibungen der Politik - wie jüngst vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Hey vorgetragen - helfen nicht weiter", so Christian Döbel, Mitglied des Kreisvorstandes und Vorsitzender der FDP in Waltershausen. Auch eine Gebietsreform löse diese Probleme nicht.
"Nach vielen Fachdiskussionen mit Unternehmern, Bürgern und Wissenschaftlern in Thüringen zum Thema "älterwerdende Gesellschaft‘ kann ich das Thema von unseren Politikern kaum noch hören. Was mich nicht stört, ist die Beschäftigung damit, sondern die Hilflosigkeit, mit der damit umgegangen wird", so der 34-jährige Entwicklungsingenieur, dessen Forschungsgruppe zunehmend Produkte und Technologien für ältere Menschen im Themenfeld "Ambient Assisted Living (AAL)" entwickelt. Weil die Märkte rasant wachsen, "profitierten" sogar viele Unternehmen vom demografischen Wandel.
Auf der anderen Seite jedoch werde - wie auch im TA-Interview von Matthias Hey in der letzten Woche - immer wieder festgestellt, dass in Thüringen immer weniger Menschen lebten. "Aber wenn jemand während seiner täglichen Arbeit zum wiederholten Mal ein Problem feststellt, ohne eine ersthafte Lösung zu entwickeln, frage ich mich nach dem messbaren Erfolg seiner Arbeit, denn Thüringen schrumpft und vergreist ja weiter", moniert Döbel. Nach dem Exodus der guten Arbeitskräfte vor und nach der politischen Teilung, nach der Diskriminierung von Leistung und der Verteufelung der Selbständigkeit sowie einer zunehmenden Planwirtschaft im wissenschaftlichen Bereich, sei die Rolle Thüringens als verlängerte Werkbank mit unterbezahlten Arbeitsplätzen die logische Konsequenz, stellt der Freie Demokrat fest. "Ich sehe keinerlei Ansätze, dass diese überforderte Landesregierung die Situation ehrlich analysiert, geschweige denn Lösungen ableitet."
Selbst hat der junge Wirtschaftsfachmann Vorschläge erarbeitet. "So sollten die vielen Technologien, die hier entwickelt werden, endlich konsequent in Produkte umgesetzt und vom Standort Thüringen aus vermarktet werden", fordert Döbel. Gerade dieser Schritt falle hiesigen Unternehmen schwer, weil zu oft die Strategie unklar sei. "Ein anderer wäre aus meiner Sicht, den jungen Bereich "Smart Home‘ großflächig zu einem Industriezweig zu entwickeln." Hierzu liege inzwischen sogar ein Patent vor.
"Unsere Nachbarn sind in vielen Bereichen deutlich erfolgreicher als Thüringen, gerade in der Gewinnung von Fachkräften durch eine tolerante und offene Willkommenskultur", stellt Döbel fest, der dies selbst viele Jahre im Ausland erfahren konnte. "In den USA wird man nicht ständig gefragt, woher man kommt, sondern, was man will. In Peking wird lebenslanges Lernen nicht zerredet, sondern schützt vor bitterer Armut. Auch diese Potentiale hat Thüringen, es bedarf aber endlich einer strategischen Führung durch Fachleute in diesem Bundesland", fordert er.
Dann würden sich auch vermehrt junge Familien für Thüringen entscheiden und das Volk wachsen, so der Waltershäuser, der selbst verheiratet und Vater von 3 Kindern ist. "Deshalb fordern wir die Landesregierung auf, endlich aufzuwachen, ehrlich die Probleme auch zu erkennen und den Menschen hier eine Perspektive geben, damit diese Gesellschaft nicht weiter schrumpft, sondern endlich anfängt, zu wachsen und sich zu entwickeln. Das ist die Aufgabe der Politik und nicht, den sich abzeichnenden Untergang zu verwalten, so Döbel abschließend.