Der Gothaer FDP-Stadtrat und Jagdpächter Martin Steinbrück hält die derzeitige Jagdpraxis von ThüringenForst nicht mehr für hinnehmbar. "ThüringenForst hat auch im Landkreis Gotha Großjagden bei Reh- und Damwild mit hohen Abschusszahlen veranstaltet ohne auf benachbarte Jagdpächter und Jagdgenossenschaften Rücksicht zu nehmen. Diese Praxis ist nicht akzeptabel." Derartige Großjagden würden den Wildbestand nicht nur auf den landeseigenen Flächen, sondern auch in den angrenzenden privaten Jagdbezirken erheblich reduzieren und deren Abschussplanung damit überflüssig machen. Dies sei nicht nur eine faktische Ungleichbehandlung nichtstaatlicher Grundeigentümer, vielmehr wird hierbei ein systematisches Abweichen von der gesetzlich vorgeschriebenen Sicherung einer nachhaltigen Bejagung auf der Grundlage von Abschussplänen billigend in Kauf genommen.
Bedauerlich sei hierbei auch, dass insbesondere bei großen Bewegungsjagden infolge der zunehmenden Einbindung gebietsfremder, zahlender Jagdgäste das im ländlichen Raum Thüringens verankerte, weidgerechte Gepräge einer bodenständigen Jagd nach und nach verloren geht. "Neben dem Schutz des Waldes vor Verbiss- und Schälschäden stehen für ThüringenForst womöglich auch kommerzielle Interessen bei der Vermarktung von Großjagden im Vordergrund", meint Steinbrück. Und weiter: "Die FDP steht hingegen für ein ausgewogenes Verhältnis von Wald und Wild mit angepassten gesunden Wildbeständen und eine gesellschaftlich akzeptierte, weidgerechte Form der Jagdausübung."
Ein Hauptproblem sei, dass bei der Jagdplanung betroffene Hegegemeinschaften zwar angehört werden sollen, die Festlegung der Abschusszahlen aber letztlich nur in der Verantwortung von ThüringenForst liege und auch nicht auf die Ebene der Jagdbezirke herunter gebrochen werde. Weitere Gespräche würden daher bei der Lösung des Konfliktes nicht mehr weiterhelfen. "Wir brauchen verbindliche und abgestimmte Abschusspläne für die Landesjagdbezirke, damit ThüringenForst nicht mehr das Gleichgewicht im Wald und das gewachsene positive Bild der thüringischen Jäger durch unverhältnismäßige Bejagung zerstören kann", so Steinbrück abschließend.