Der Wissenschaftler und FDP-Ortsvorsitzende von Waltershausen, Christian Döbel, der täglich mit kleineren und größeren Unternehmen in Thüringen zusammenarbeitet, fordert nach zahlreichen Diskussionsrunden ein "FabLab" (Fabrikationslabor) für die Thüringer Start-Up-Szene. "Gerade im Textilbereich sehe ich ein sehr großes Potential, wenn Existenzgründer die Möglichkeit hätten, mit Hilfe einer solchen Einrichtung ihre Ideen innerhalb weniger Tage in vorzeigbare und funktionale Prototypen zu verwandeln".
Als Vorbild nennt der promovierte Regelungstechniker das FabLab in Berlin, mit dem er im Bereich textiler Prototypen sehr gut zusammenarbeitet. Dort können sich Existenzgründer mit wenig bürokratischem Aufwand Maschinen inklusive deren Bediener buchen, um konzentriert an der schnellen Umsetzung ihrer Ideen zu arbeiten. Nicht nur Web-, Strick oder Sticktechnik, sondern auch mehrere 3 D-Drucker, ein Metall- und ein Elektroniktechnikum inklusive Fachpersonal stehen dort zur Verfügung. Und neben den 15 Mitarbeitern sind auch Softwarelizenzen verfügbar, um die in den Prototypen integrierten Mikrocontroller vor Ort programmieren zu können. Gerade an Schnittstellen, etwa im Bereich textiler Elektronik, entstehen so an einem Ort bahnbrechende Innovationen, die sonst nicht denkbar sind.
"Wir verlieren heute bereits in einigen Bereichen der Entwicklung, beispielsweise beim Smart Home, der Kommunikation oder der Softwareentwicklung gegen Unternehmen wie Google oder Apple. Und weitere Bereiche wie etwa die Textilindustrie stehen schon auf der Angriffsliste", ist sich Döbel sicher, der auch auf internationalen Konferenzen auftritt.
Der Ausweg ist nach Döbel, die Schlagkraft einheimischer Unternehmen durch die engere Verknüpfung von Theorie und Praxis deutlich zu steigern. Ein FabLab dient dabei nicht nur der drastischen Reduzierung von Bürokratie, weil alles in einer Hand liegt, sondern ermöglicht den Unternehmen, in überschaubaren Entwicklungseinheiten konzentriert an gemeinsamen Prototypen zu basteln. Im amerikanischen Sprachgebrauch entstehen als Ergebnis "Minimum Viable Products", die eine zielgerichtete Entwicklung gerade bei der immer engeren Verknüpfung von Software und Hardware bei modernen Produkten ermöglichen. "Das ThEX könnte hier eine Vorreiterrolle spielen und das FabLab in Erfurt als zentralen Punkt für ganz Thüringen organisieren", schlägt Döbel vor. "Und Beispiele für erfolgreiche FabLabs, die sich klar von unseren Gründerzentren unterscheiden, gibt es weltweit genügend."