Seit vielen Jahren ist der Politische Aschermittwoch der FDP an der "Fahner Höhe" eine Veranstaltung, bei der kommunalpolitische Entscheidungsträger aus der Region über Parteigrenzen hinweg zusammenkommen. So konnte der FDP-Kreischef und Vorsitzende des gastgebenden Ortsverbandes, Jens Panse, am Mittwochabend im Kulturzentrum von Döllstädt nicht nur zum wiederholten Mal den Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Stephan Müller (CDU) und die Bürgermeisterin Christina Kempf (BID) begrüßen, sondern mit Reinhard Mascher auch erstmals einen Bürgermeister aus dem benachbarten Unstrut-Hainich-Kreis.
Der Christdemokrat war der Einladung der Liberalen über die "Kipp" - wie die Anhöhe zwischen den beiden Orten Döllstädt und Herbsleben genannt wird - gern gefolgt. Die Gäste aus dem bürgerlichen Lager zeigten sich allesamt erfreut über das Abschneiden der FDP bei den Bürgerschaftswahlen am vergangenen Sonntag in Hamburg. Man brauche die Freien Demokraten nicht nur als verlässliche Stütze in der Kommunalpolitik sondern auch im Land und im Bund.
FDP-Frontmann Panse - der im Juni vergangenen Jahres für eine dritte Amtszeit zum stellvertretenden Bürgermeister in Dachwig gewählt wurde - verwies auf das gute Abschneiden seiner Partei bei den Kommunalwahlen, wo die Liberalen in Dachwig mit drei und in Döllstädt mit einem Mitglied im Gemeinderat vertreten sind. Insgesamt habe man die Stimmen für das bürgerliche Lager in den Gemeinderäten der Region ausbauen können, stellte Stephan Müller fest, wobei bei wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen das Parteibuch kaum eine Rolle spiele. Zusammen habe man in den Orten der Verwaltungsgemeinschaft in den letzten Jahren viel bewegen können. Davon konnten sich die Gäste vor Ort im schicken neuen Kulturzentrum selbst überzeugen. "Wir sind glücklich mit dem Haus, das durch Umbau einer alten Kaufhalle entstanden ist", freute sich Bürgermeisterin Kempf.
Trotz der umfangreichen Investitionen in den Mitgliedsgemeinden, seien bis auf einen Ort alle schuldenfrei, stellte Müller fest. Deshalb spiele das Thema Straßenausbaubeiträge in der Region auch nicht eine so "dramatische Rolle", verwies Panse auf die daraus resultierende niedrige Beteiligung der Bürger an den Kosten. Den 20 Prozent in Dachwig stehen aber 68 Prozent in Friedrichroda gegenüber, beklagten die liberalen Gäste aus dem Südkreis. Martin Steinbrück, Vorsitzender von Haus und Grund und einziger FDP-Stadtrat in Gotha sprach von schwierigen Einzelfällen, die er aus der Praxis kenne. Oft seien ältere Menschen mit großen Grundstücken betroffen. Hier sei die neue Landesregierung gefordert. Er sei gespannt, ob die Linken ihr Versprechen, die Straßenausbaubeiträge abzuschaffen, einlösen würden.
Eher skeptisch zeigten sich die Kommunalpolitiker. "Wir müssen uns selbst vor Ort helfen und die Initiative ergreifen", sagte Panse. Bürgermeisterkollege Mascher berichtete von der erfolgreichen Übernahme der Schulträgerschaft durch die Gemeinde. Herbsleben habe in den vergangenen Jahren viel geschafft und wolle weiter z. B. in eine neue Sporthalle investieren. Die mit 49 Prozent enorm hohe Kreisumlage drohe aber die Kommunen zu erdrosseln. "Auch deshalb hänge ich nicht am Unstrut-Hainich-Kreis", zeigte er sich gegenüber dem Thema Gebietsreform aufgeschlossen. "Wir werden auf jeden Fall auch über bestehende Kreisgrenzen im Gespräch bleiben und zusammenarbeiten", versprach der liberale Kreischef, der zum Abschluss des Abends in einer kleinen Büttenrede noch als "Berichterstatter aus der Landeshauptstadt" kräftig austeilte. "Aschermittwoch ist alles vorbei - leider gilt das nur für den Fasching und nicht für den rot-rot-grünen Spuk in Thüringen!" Es müsse nicht alles anders werden, zitierte Panse die Ankündigung des Linken-Spitzenkandidaten Ramelow, man wolle nur vieles besser machen. Beim Ausgeben des Steuerzahlergeldes sei die neue Regierung jedenfalls auf dem "besten Weg" ihre Vorgänger zu toppen, sagte der liberale Kreischef mit Blick auf die geplanten neuen Versorgungsposten in der Staatskanzlei.
Gerade auch weil die liberale Aschermittwochsveranstaltung inzwischen die einzige im Landkreis Gotha sei, werde man die Tradition in den nächsten Jahren fortführen, kündigte Panse an.