Die Thüringer Liberalen haben am Sonntag (24. August) gemeinsam mit Vertretern der Bürgerinitiative "Kein Pumpspeicher am Rennsteig e.V." gegen die Pläne zur Errichtung eines Oberbeckens am Rennsteig protestiert. "Schmalwasser wird für die Energiewende nicht gebraucht", erklärte der FDP-Spitzenkandidat Uwe Barth vor den etwa 50 Teilnehmern einer "Liberalen Bergtour" auf dem Rennsteigwanderweg. Ein solches Pumpspeicherwerk würde nicht vor 2028 in Betrieb gehen. Bis dahin müsse die Speicherproblematik auf andere Art und Weise gelöst sein.
"In Wertung des aktuell vorliegenden Berichtes des Bundeswirtschaftsministeriums erachten wir die betriebswirtschaftliche Rentabilität bezogen auf reine Strommarktanwendungen als so gering, dass die großen Investitionskosten nicht amortisiert werden können", erklärte Helmut Deubner von der Bürgerinitiative. Das Bundeswirtschaftsministerium setze in seiner 10-Punkte-Energie-Agenda auf dezentrale Energieanlagen, auf ein leistungsfähiges Übertragungsnetz und Systemdienstleistung. Ein PSW Schmalwasser mit einer Leistung von 1070 MW spiele hier keine Rolle, sagte der Diplom-Ingenieur aus Friedrichroda.
Deubner wanderte mit dem FDP-Chef und dem Sprecher der Bürgerinitiative Georg Holland-Moritz vom Rennsteighaus an der Neuen Ausspanne über den Sperrhügel bis zur Skihütte Fred, wo in 100 Meter Entfernung zum Rennsteigwanderweg ein Oberbecken für das Pumpspeicherwerk Schmalwasser geplant ist. Gegen das Raumordnungsverfahren hat die Bürgerinitiative erfolgreich eine Online-Petition eingebracht, für die im September mit Spannung eine Stellungnahme der Landesregierung erwartet wird. Eine Gruppe von Radfahrern unter Führung des Gothaer FDP-Kreisvorsitzenden Jens Panse fuhr auf dem künftig als Baustraße geplanten Weg von der Talsperre Schmalwasser hinauf auf den Rennsteig. Für den Ausdauerläufer war das nach seinem 100-Meilenlauf der Vorwoche eine etwas andere sportliche Herausforderung. "Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass künftig beim Rennsteiglauf an einer Großbaustelle vorbeigelaufen wird", sagte Panse, der auch Mitglied des Präsidiums des Rennsteiglaufvereins ist.
Die Vertreter der Bürgerinitiative informierten vor Ort über die Baupläne des Investors Trianel, die einen gigantischen Eingriff in den Naturraum am Rennsteig mit sich bringen würden. "Das Oberbecken würde einen Umfang von 1,8 Kilometern und eine Dammhöhe von 50 Metern aufweisen", veranschaulichte Holland-Moritz den Teilnehmern der Veranstaltung die Ausmaße des Bauvorhabens. "Wenn jeder Baum ein Zuhause ist, lassen die Grünen zu, dass hier eine Millionenstadt vernichtet wird", sagte Barth in Anspielung auf ein Wahlplakat. Auch der Ministerpräsidentin traue er nicht über den Weg. "Sie erklärt sich gestern an einer Stelle gegen das Projekt und morgen plädiert sie woanders dafür", sagte Barth. Außerdem sei die CDU in der Frage des Pumpspeicherwerks innerlich zerstritten. "Die FDP ist die einzige Partei in Thüringen, die sich von Anfang an klar gegen das Projekt ausgesprochen hat und das auch in ihrem Wahlprogramm verankert hat. Der Rennsteig ist ein zentraler Punkt für den Tourismus in Thüringen. Da können wir ein solches gigantisches Bauprojekt in unmittelbarer Umgebung des Wanderweges nicht gebrauchen", bekräftigte Barth die Ablehnung der Liberalen. Barth und Panse dankten den Vertretern der Bürgerinitiative und der Bergwacht Rotterode für die Unterstützung bei der "Liberalen Bergtour".